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Energieeffizienz und Speichertechnologien: Schlüssel zur Zukunft der deutschen Energiewende

Energieeffizienz und Speichertechnologien: Schlüssel zur Zukunft der deutschen Energiewende

Written by

Nina Koefler

Nina Koefler
Industry Research Analyst Published 24 Jun 2025 Read time: 4

Published on

24 Jun 2025

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4 minutes

Key Takeaways

  • Die Erhöhung der Energieeffizienz ist ein Grundpfeiler der deutschen Energiewende. Sie reduziert den Energieverbrauch, verringert die CO2-Emissionen, stärkt die Wirtschaft durch Kosteneinsparungen und ermöglicht das Erreichen einer Technologieführerschaft.
  • Deutschland fördert die Energieeffizienz als zentrales Element der Energiewende. Die Industrie ergreift Maßnahmen, um effizientere Lösungen für Wärmespeicherung, Batterien und Power-to-X-Technologien zu entwickeln. Die Energieproduktivität Deutschlands konnte so von 2008 bis 2023 um 32 % gesteigert werden.
  • Effizientere Speichermöglichkeiten stärken den Wirtschaftsstandort Deutschland, indem sie dazu beitragen, Energieimporte zu reduzieren und Energiekosten zu senken. Dies ist entscheidend, um deutsche Unternehmen von der Abwanderung in Länder mit geringeren Umweltschutzstandards abzuhalten.

Deutschland, oft als Vorreiter im Hinblick auf den Klimaschutz gesehen, hat sich ehrgeizige Ziele im Kampf gegen den Klimawandel gesetzt. Ein zentraler Pfeiler dieser Energiewende ist die Steigerung der Energieeffizienz. Bis zum Jahr 2045 hat sich Deutschland das Ziel gesetzt, eine Netto-Treibhausgasneutralität zu erreichen. Doch wie kann Energieeffizienz konkret umgesetzt werden und welche Rolle spielt sie für den Industriestandort Deutschland im Kontext der Energiewende?

Maximale Leistung mit möglichst geringem Energieaufwand

Bei der Energieeffizienz geht es darum, Verschwendung zu minimieren und die Produktivität der eingesetzten Energie zu maximieren. Ein einfaches Beispiel ist eine moderne LED-Lampe, die für die gleiche Helligkeit deutlich weniger Strom verbraucht als eine herkömmliche Glühbirne. Auf einer größeren Skala umfasst dies alles von optimierten Produktionsprozessen in der Industrie über die Wärmedämmung von Gebäuden bis hin zur Nutzung verbrauchsärmerer Fahrzeuge.

Die Energieeffizienz spielt bei der Energiewende eine Schlüsselrolle

Die Energieeffizienz ermöglicht es, den absoluten Energieverbrauch zu senken, und das bereits vor der Erreichung der Energiewende, also dem vollständigen Übergang von fossilen zu erneuerbaren Energieträgern. Das bedeutet, dass insgesamt weniger Energie produziert werden muss – unabhängig davon, ob diese aus fossilen oder erneuerbaren Quellen stammt.

Dies ist entscheidend, um die nationalen und internationalen Klimaziele zu erreichen. Das deutsche Energieeffizienzgesetz (EnEfG) aus dem Jahr 2023 sieht nämlich vor, den Endenergieverbrauch bis 2030 um mindestens 26,5 % im Vergleich zu 2008 zu senken. Bis 2045 soll der Verbrauch dann um rund 45 % sinken.

Energieeffizientere Unternehmen sind widerstandsfähiger gegenüber steigenden Energiepreisen

Weniger Energieverbrauch bedeutet niedrigere Energiekosten für deutsche Unternehmen. Dies kann die Wettbewerbsfähigkeit stärken, insbesondere in energieintensiven Industrien wie der Chemieindustrie, der Metallindustrie, der Mineralölverarbeitung und der Glas-, Keramik- und Papierherstellung. Zudem kann die Entlastung der Budgets mehr Geld für Investitionen in weitere Effizienzmaßnahmen oder erneuerbare Energien eröffnen.

Die Bandbreite an Energieeffizienzmaßnahmen ist hierbei groß und erstreckt sich von der Einführung von Energiemanagementsystemen nach ISO 50001 über die Nutzung von Abwärme bis hin zur Optimierung von Motoren und Antrieben sowie dem Einsatz hocheffizienter Beleuchtung und der Prozessoptimierung in energieintensiven Branchen. Im Gebäudebereich sind zudem die umfassende Wärmedämmung von Fassaden, Dächern und Fenstern sowie der Einbau effizienter Heizungs- und Lüftungssysteme und die Nutzung intelligenter Gebäudeautomation entscheidend.

Die Energiewende erfordert effiziente Speicherlösungen

Die Energiewende und die damit verbundene volatile Einspeisung erneuerbarer Energien erfordern effiziente Speicherlösungen. In diesem Bereich wurden in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte erzielt. Moderne Lithium-Ionen-Batterien für stationäre Anwendungen erreichen heute hohe Wirkungsgrade von 90 % und mehr für den Lade- und Entladezyklus. Das bedeutet, dass weniger Energie im Prozess verloren geht und somit Stromkosten eingespart werden können.

Große Batteriespeicheranlagen stabilisieren das Stromnetz und ermöglichen die Zwischenspeicherung von Überschussenergie. Der größte Batteriespeicher Deutschlands befindet sich aktuell in Bollingstedt. Er kann mit einer Kapazität von 103,5 Megawatt Leistung und 238 Megawattstunden Speicherkapazität aufwarten.

Wärmespeicher sind Systeme, die Wärmeenergie speichern und zu einem späteren Zeitpunkt wieder abgeben können. Sie bestimmen die Effizienz und Flexibilität im Energiesystem, da sie die Diskrepanz zwischen Wärmeerzeugung und Wärmebedarf überbrücken können. Am Kraftwerk Reuter West in Berlin wurde 2023 einer der größten Wärmespeicher Europas in Betrieb genommen. Er kann 56 Millionen Liter Wasser bei bis zu 98 °C speichern und dient dazu, überschüssigen Wind- und Solarstrom über eine Power-to-Heat-Anlage in Wärme umzuwandeln und in das Berliner Fernwärmenetz einzuspeisen.

Bei den Power-to-X-Technologien wird überschüssiger Strom aus erneuerbaren Energien genutzt, um Gase wie Wasserstoff und Methan oder flüssige Kraftstoffe zu erzeugen. Forschungsinstitute wie das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), das Forschungszentrum Jülich oder das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) betreiben zahlreiche Pilotanlagen und entwickeln die grundlegenden Verfahren zur Erzeugung von grünem Wasserstoff weiter.

Der zunehmende Einsatz energieeffizienter Methoden in Deutschland zahlt sich aus. Die Energieproduktivität Deutschlands, ein Maß für die Energieeffizienz, war laut dem Umweltbundesamt im Jahr 2023 um rund 32 % höher als im Jahr 2008. Der Endenergieverbrauch ist im selben Zeitraum um 12,5 % gesunken. Der Jahresbericht 2024 der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen zeigt, dass der Energieverbrauch im Jahr 2024 weiter gesunken ist, auch wenn die Geschwindigkeit im Vergleich zum Vorjahr abgenommen hat. So sank der Verbrauch an Primärenergieträgern um 1,1 % auf 10.538 Petajoule gegenüber dem Vorjahr.

 Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Trotz der erzielten Fortschritte steht Deutschland im Rahmen der Energiewende und der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen weiterhin vor großen Herausforderungen. Hohe anfängliche Investitionskosten für umfangreiche Effizienzmaßnahmen oder Speichertechnologien sowie bürokratische Hürden und komplexe Genehmigungsverfahren belasten vor allem klein- und mittelständische Betriebe. Auch infrastrukturelle Anpassungen des Stromnetzes und der Mangel an Fachkräften für die Planung und Installation von Energieeffizienztechnologien sind wichtige Punkte.

Auf dem BDEW-Kongress am 5. Juni 2025 kündigte Bundesenergieministerin Katherina Reiche konkrete Schritte zur Unterstützung der Erreichung einer höheren Energieeffizienz an. Diese beinhalten unter anderem den Bau neuer wasserstofffähiger Gaskraftwerke, die in sogenannten Dunkelflauten einspringen können, wenn Wind und Sonne nicht ausreichend Strom liefern, den Ausbau von Batteriegroßspeichern sowie grenzüberschreitende Infrastrukturprojekte zur Sicherstellung der Versorgung mit grünem Wasserstoff. Zudem hat sich der Bund bereits vorab dazu verpflichtet, bis 2030 jährlich Maßnahmen zu Endenergieeinsparungen in Höhe von 45 Terawattstunden zu ergreifen; die Bundesländer sollen jeweils 3 Terawattstunden einsparen.

Final Word

Die nach wie vor hohen Energiekosten gefährden aktuell die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie – insbesondere der energieintensiven Branchen. Die Notwendigkeit, energieeffizienter zu werden, treibt aktuell Innovationen in Bereichen wie der Batterietechnologie und der Wasserstoffproduktion voran und bietet Deutschland die Chance, seinen Status als hochmoderner und zukunftsfähiger Industriestandort zu festigen. Hier steht jedoch viel auf dem Spiel. Ein Scheitern oder eine erhebliche Verzögerung von Effizienzmaßnahmen hätten schwerwiegende Folgen, da dies zur Abwanderung von Produktionsstandorten und zu Arbeitsplatzverlusten, dem sogenannten Carbon Leakage, führen könnte.

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