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Liquiditätsspritze oder Investitionstreiber?

Liquiditätsspritze oder Investitionstreiber?

Written by

Annemarie Alexander

Annemarie Alexander
Senior Analyst Published 29 Jun 2021 Read time: 4

Published on

29 Jun 2021

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4 minutes

Die Vergabe von Unternehmenskrediten hat sich während der Pandemie gewandelt, was maßgebliche Folgen für die deutschen Banken haben könnte

Unternehmenskredite sind ein wertvolles Instrument, um Investitionen in neue technische Ausstattungen und zukunftsweisende Forschung tätigen zu können und damit ein künftiges Wirtschaftswachstum zu gewährleisten. Während der Coronavirus-Pandemie dienten sie hingegen in Form von Förderkrediten und kurzfristigen Liquiditätsspritzen eher dazu, Umsatzverluste zu kompensieren und anfallende Kosten zu decken.

Woher kommen die Kredite?

Während kurzfristige Unternehmenskredite wie Kontokorrentkredite typischerweise der Überbrückung von Liquiditätsengpässen dienen, erfüllen lang- und mittelfristige Unternehmenskredite meist den Zweck, Investitionen und Firmengründungen zu unterstützen. Unternehmenskredite werden zwar überwiegend von Kreditbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken vergeben. Doch auch die Landesbanken, Förderbanken und Realkreditinstitute spielen eine entscheidende Rolle bei der Zurverfügungstellung von Unternehmenskrediten.

Zu beachten ist, dass Förderbanken Kredite meist nicht direkt an die Unternehmen vergeben, sondern Förderkredite wie beispielsweise die KfW-Sondermaßnahmen meist von den Geschäftsbanken zu den Nachfragern durchgeleitet werden. Bausparkassen vergeben nur einen geringen Anteil der Kredite an Unternehmen und befassen sich in der Regel mit Krediten für Bauvorhaben.

Kreditvolumen 2020

Informationen der Deutschen Bundesbank zufolge nahm 2020 das Volumen der in Deutschland an inländische Unternehmen und Selbständige vergebenen Kredite gegenüber 2019 signifikant zu. Lag es 2019 noch bei 1.560,5 Milliarden Euro, kletterte es 2020 auf 1.623,4 Milliarden Euro. Damit folgten Unternehmenskredite dem allgemeinen Trend des Volumens an Nichtbanken vergebener Kredite. Allerdings ist zu beachten, dass es sich bei vielen Unternehmenskrediten um kurzfristige Finanzierungsmittel sowie Kredite im Rahmen der KfW-Sofortmaßnahmen handelte, die dazu beitragen sollten, die durch die Coronavirus-Pandemie verursachten Umsatzausfälle auszugleichen. Auch die Stundung von bereits vor der Pandemie aufgenommenen Krediten, die temporär nicht bedient werden konnten, spielte aller Wahrscheinlichkeit nach eine Rolle bei der Erhöhung des Kreditvolumens. Die Nachfrage nach Investitionskrediten war hingegen laut Aussagen des Bundesverbands deutscher Banken eher zurückhaltend.

Bei der Betrachtung des Jahresverlaufs von 2020 fällt auf, dass das Volumen von Unternehmenskrediten im zweiten Quartal 2020 gegenüber dem Vorquartal zunahm, was auf den erhöhten Förderbedarf während des ersten Lockdowns zurückzuführen ist. Im dritten Quartal sank das Kreditvolumen dann wieder gegenüber dem Vorquartal. Zum einen war dies auf die temporäre volkswirtschaftliche Erholung zurückzuführen, die weniger Überbrückungskredite notwendig machte sowie die Rückzahlung kurzfristiger Liquiditätsspritzen ermöglichte. Zum anderen hatten Unternehmen weniger Interesse an Krediten für Investitionsvorhaben, da sie fürchteten, den daraus resultierenden Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen zu können, falls sich die Krise fortsetzen sollte. Im vierten Quartal 2020 setzte sich diese Tendenz fort. Die vom zweiten Lockdown betroffenen Unternehmen konnten zudem auf die November-, Dezember- und Überbrückungshilfen der Bundesregierung hoffen, sodass der Bedarf an Überbrückungskrediten gegenüber dem Vorquartal weiter sank.

Nach der Pandemie

Ein wichtiger Grund für die rückläufige Nachfrage nach Unternehmenskrediten im dritten und vierten Quartal des vergangenen Jahres war, dass Zahlungsengpässe durch eine stärkere Fokussierung auf die Innenfinanzierung, beispielsweise durch die Bildung von Rücklagen statt der Aufnahme von Fremdkapital, vermieden werden konnten. Schulden werden häufig als zu großes Risiko gesehen, wenn die Umsatzlage ungewiss ist. Die deutschen Banken haben hingegen Interesse daran, dass Unternehmen bei ihnen Geld leihen, weshalb diese Tendenz mit Sorge betrachtet wird.

Allerdings sind viele größere Investitionsprojekte ohne eine Finanzierung durch Fremdkapital gar nicht umsetzbar. Dabei handelt es sich beispielsweise um die Forschung und Entwicklung im Bereich neuer Herstellungsverfahren und Produkte, aber auch schlichtweg um die Modernisierung von Fertigungsstraßen. Viele deutsche Unternehmen haben die Umstellung zu vernetzten Lösungen innerhalb ihres Unternehmens noch nicht vollzogen und müssen umfassend in neue Ausstattung wie vernetzbare Schaltanlagen investieren. Folglich ist davon auszugehen, dass 2021 wieder mehr Investitionskredite nachgefragt werden, während die Überbrückungskredite allmählich zurückgezahlt werden.

Fazit

Neue Ideen und Technologien können nur entstehen und implementiert werden, wenn das nötige Kapital zur Verfügung steht. Innerhalb des deutschen Unternehmensumfelds gilt also, mit Blick auf das erhoffte volkswirtschaftliche Wachstum der nächsten fünf Jahre, bereits zum jetzigen Zeitpunkt wieder umzudenken und Investitionskredite als gutes Mittel zum künftigen Erfolg zu sehen. Von dem daraus resultierenden Wachstum dürften auch die Banken in Deutschland profitieren, da aus den zukünftigen Umsätzen die Rückzahlung der von ihnen gewährten Gelder erfolgt.

In diesem Bericht erwähnte Branchen:

C27.12DE – Herstellung von Elektrizitätsverteilungs- und -schalteinrichtungen

K64.19aDE – Kreditbanken

K64.19bDE – Sparkassen

K64.19cDE – Genossenschaftsbanken

K64.19dDE – Realkreditinstitute

K64.19eDE – Förderbanken

K64.19fDE – Bausparkassen

In diesem Bericht erwähnte Einflussfaktoren:

Einflussfaktoranalyse Volumen an Nichtbanken vergebener Kredite

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