Key Takeaways
- Der Brexit markiert einen wichtigen Wendepunkt in der europäischen Integration und stärkt den Protektionismus, da sich das Vereinigte Königreich 2016 in einem Referendum für den Austritt aus der Europäischen Union (EU) entschieden hat. Seit 2021 ist das Vereinigte Königreich damit nicht mehr Teil des EU-Binnenmarkts sowie der Zollunion.
- Die Eskalation der Handelskonflikte zwischen den USA und China sowie anderen Ländern hat zu einer Zunahme protektionistischer Maßnahmen wie Zöllen und Handelsbeschränkungen geführt. Dies hat die Globalisierung verlangsamt und zu einer Fragmentierung der weltweiten Handelsbeziehungen geführt, da die Länder zunehmend darauf bedacht sind, ihre eigenen Interessen zu schützen.
- Der Aufstieg populistischer Bewegungen in der EU hat nationalistische Tendenzen verstärkt und die Unterstützung für die europäische Integration und den offenen Binnenmarkt verringert. Diese Bewegungen betonen die nationale Identität und Souveränität und stehen der supranationalen Zusammenarbeit in Brüssel skeptisch gegenüber.
- Die COVID-19-Pandemie hat die Verwundbarkeit globaler Lieferketten aufgezeigt und zu einem Rückgang des internationalen Handels geführt, da viele Länder protektionistische Maßnahmen ergriffen, um ihre Wirtschaft zu schützen. Die Pandemie hat die Bedeutung der nationalen Autarkie und die Skepsis gegenüber globalen Abhängigkeiten verstärkt.
Die jüngste Globalisierungswelle hat dem Westen eine Reihe von Vorteilen gebracht, indem die zunehmende wirtschaftliche Integration multinationalen Unternehmen den Zugang zu neuen Märkten und die Verlagerung der Produktion ermöglichte, was zu Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen führte. Dies wiederum erhöhte die Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Die zunehmende Liberalisierung der Weltwirtschaft, die von neoliberalen Entscheidungsträgern wie Ronald Reagan in den USA und Margaret Thatcher im Vereinigten Königreich in den 1980er-Jahren vorangetrieben wurde, legte den Grundstein für die Globalisierungswelle des ausgehenden 20. Jahrhunderts.
Ihre wirtschaftspolitischen Ansätze betonten die Rolle des freien Marktes und der Deregulierung als Triebkräfte für Wirtschaftswachstum und Wettbewerbsfähigkeit. Der Zusammenbruch der Sowjetunion und das Ende des Kalten Krieges schufen ein geopolitisches Umfeld, das zur Gründung der EU führte und die Staaten Europas dazu ermutigte, ihre wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit zu vertiefen. Dadurch wurde die europäische Integration erheblich ausgeweitet, insbesondere durch die Schaffung des europäischen Binnenmarktes und die Einführung des Euro.
Der Brexit als Wendepunkt der europäischen Integration
In Europa wurde die Globalisierung durch mehrere Faktoren vorangetrieben. Zum einen spielten die wirtschaftliche Integration innerhalb der Europäischen Union und die Schaffung des Binnenmarktes eine entscheidende Rolle. Zum anderen hat die Einführung des Euro als gemeinsame Währung den Handel und Investitionen zwischen den Mitgliedstaaten gefördert. Außerdem haben auch der technologische Fortschritt und die Liberalisierung der Handels- und Finanzmärkte zur Globalisierung beigetragen. Mit der politischen Union wurde darüber hinaus ein zentrales Gegengewicht zu globalen Supermächten wie den USA, China und Russland geschaffen.
Das Ergebnis des Brexit-Referendums 2016 hat jedoch zu einer gegenläufigen Entwicklung innerhalb der EU geführt. In vielen europäischen Ländern kam es zu einem Wiedererstarken des nationalkonservativen Rechtspopulismus und zu einer eklatanten Schwächung der Volksparteien, die in ihren Heimatländern die tragenden Säulen der Integrationswellen der Europäischen Gemeinschaft waren. Überbordende Bürokratie, Demokratiedefizite, lange Entscheidungswege, divergierende Interessen der Mitgliedstaaten und geringe Mitbestimmungsmöglichkeiten der einfachen Bürger vor Ort sind häufig genannte Gründe für eine ablehnende Haltung gegenüber der EU.
Der Brexit hat weitreichende Folgen sowohl für die EU als auch für das Vereinigte Königreich. Für die EU bedeutet der Austritt des Vereinigten Königreichs den Verlust eines wichtigen Mitglieds, was zu einer Verringerung des politischen Einflusses und zu finanziellen Herausforderungen führen könnte. Für das Vereinigte Königreich bedeutet der Brexit eine Neuausrichtung seiner Handelsbeziehungen und eine Abkehr von der europäischen Integration.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind vielfältig und umfassen unter anderem Handelsunterbrechungen, eine geringere Arbeitskräftemobilität und eine gewisse Planungsunsicherheit im unternehmerischen Kontext. Auch Veränderungen im Gütertransportverkehr zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich, gekennzeichnet durch Verzögerungen bei der Verzollung und Mehraufwand beim Ausfüllen von Formularen, erschweren den Handel zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich.
Chinas Wirtschaftswachstum als potenzielle Bedrohung westlicher Hegemonie
Die Spannungen zwischen den USA und China sind vor allem das Ergebnis eines komplexen wirtschaftspolitischen Geflechts. Handelsungleichgewichte mit hohen Defiziten der USA im Handel mit China haben zu wachsender Frustration in den USA beigetragen. Streitigkeiten über den Technologietransfer und den Schutz geistigen Eigentums haben die Spannungen verschärft.
Darüber hinaus haben Chinas ehrgeizige Industriepolitik und seine Rolle als weltweit führender Produzent in vielen Sektoren die Wettbewerbsängste in den USA verstärkt. Diese wirtschaftspolitischen Konflikte haben sich zunehmend auf geopolitische Themen wie territoriale Ansprüche und Menschenrechtsfragen ausgeweitet, was zu einer tiefen und anhaltenden Rivalität zwischen den beiden Wirtschaftsriesen geführt hat.
Die protektionistischen Maßnahmen beider Länder, insbesondere unter Präsident Donald Trump, stellen eine Abkehr von der langjährigen Freihandelspolitik dar. Trump setzt auf eine aggressive Handelspolitik, um Handelsungleichgewichte zu korrigieren und Arbeitsplätze in die USA zurückzuholen. Seine Regierung verhängte hohe Zölle auf chinesische Importe und begann einen Handelskrieg mit China.
Auch wenn der Ton unter dem neuen Präsidenten Joe Biden weniger aggressiv ist, liegt der Schwerpunkt weiterhin auf der Stärkung der US-Wirtschaft durch protektionistische Maßnahmen. Die Abkehr vom traditionellen Mantra des „Wandels durch Handel“ signalisiert eine neue Ära der wirtschaftlichen Abschottung und nationalen Selbstverteidigung, welche die Beziehungen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt weiter belasten könnte.
Der amerikanische Protektionismus hat die Beziehungen zur EU in letzter Zeit belastet. Die von der Trump-Administration verhängten Zölle auf Stahl und Aluminium sowie die Androhung weiterer Zölle auf europäische Automobilimporte haben zu Spannungen geführt. Betroffen waren hierbei besonders die Metallerzeugung und -bearbeitung, die Produktion von Rohren, die Erzeugung von Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen und die Bearbeitung von Eisen und Stahl.
Auch wenn sich der Ton unter der Biden-Administration etwas beruhigt hat, bleibt die Unsicherheit über die US-Handelspolitik bestehen und trägt zu einem schwierigen Klima für die transatlantischen Handelsbeziehungen bei.
Die COVID-19-Pandemie und ihre Auswirkungen auf den Handelsverkehr
Die COVID-19-Pandemie hat die Verwundbarkeit globaler Lieferketten verdeutlicht, da sie durch Unterbrechungen in der Produktion und Logistik gestört wurden. Dies führte zu einem Rückgang des internationalen Handels, da einige Länder protektionistische Maßnahmen wie Exportbeschränkungen und Handelshemmnisse ergriffen, um ihre Versorgung mit wichtigen Gütern sicherzustellen. Die Pandemie verstärkte die Bedeutung nationaler Autarkie, da viele Länder begannen, ihre Abhängigkeit von ausländischen Lieferketten zu hinterfragen und die Inlandsproduktion zu fördern. Dies führte zu einer allgemeinen Skepsis gegenüber globalen Abhängigkeiten und einer verstärkten Betonung nationaler Sicherheitsinteressen in Bezug auf kritische Güter und Dienstleistungen.
Globalisierung und Protektionismus: Was erwartet uns in Zukunft?
Wirtschaftliche Ungleichheiten, Umweltfragen und der digitale Wandel werden auch in den kommenden Jahren wichtige Themen bleiben. Wachsende Ungleichheiten bergen die Gefahr sozialer Spannungen und dürften den Ruf nach protektionistischen Maßnahmen verstärken. Umweltfragen könnten die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit unterstreichen.
Um globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel zu begegnen, ist eine enge internationale Zusammenarbeit jedoch notwendig. Auch der digitale Wandel könnte die Art und Weise, wie wir Handel treiben und kommunizieren, grundlegend verändern und neue Fragen des Datenschutzes und der Cybersicherheit aufwerfen, welche die Länder Europas wieder enger zusammenführen dürften, um sich den Herausforderungen der Zukunft gemeinsam zu stellen.